Mit der gestern veröffentlichten Version von iOS 9 lässt Apple erstmals auch die Installation sogenannter »Inhalts-Blocker« zu. Hierbei handelt es sich um Safari-Erweiterungen, die in den Datenstrom des Browsers eingreifen und das Laden ausgewählter Web-Inhalte blockieren können. Diese neue Funktion eignet sich daher perfekt, um die von Desktop-Rechnern bekannten Ad-Blocker auch auf dem iPhone, iPad und iPod zu implementieren. Dieses Blockieren penetranter Werbe-Banner und seltsamer Tracking-Programme wirkt sich so auch positiv auf die Datenübertragung und damit die Ladegeschwindigkeit von Websites sowie die Performance der Geräte aus.
Es ist daher anzunehmen, dass der App-Store in den kommenden Tagen von neuen Inhalts-Blockern überschwemmt werden wird. Dieser Beitrag soll im Folgenden kurz die Einrichtung, Funktionsweise und Wirkung anhand von »Crystal« demonstrieren. Um loszulegen, laden Sie zunächst Crystal aus dem App-Store und installieren Sie die App auf Ihrem iDevice.
Anschließend rufen Sie in den »Einstellungen« Ihres iDevices den Punkt »Safari« und dort den Listenpunkt »Inhalts-Blocker« auf. Dort sollte »Crystal« und später viele weitere Blocker gelistet werden. Aktivieren Sie »Crystal«. Fertig.
Die folgenden beiden Screenshots sollen anhand einer regulären »Spiegel Online«-Unterseite die Wirkung des Blockers demonstrieren.
Rutscht »Crystal« doch eine Werbung durch oder funktioniert eine Website durch den Blocker nicht mehr, gibt es die Möglichkeit, die Website in der App den Entwicklern zu melden, damit diese die Filter entsprechend anpassen können.
Eine weitere Möglichkeit, wenn eine Website durch einen Blocker nicht mehr funktioniert, bietet Safari selbst: Durch längeres »Gedrückthalten« des Reload-Pfeils in der Adressleiste erscheint ein Overlay, über das die aktuell geöffnete Seite ohne Inhalts-Blocker erneut geöffnet werden kann.
Abschließend soll an dieser Stelle eine (nicht ständig aktuelle) Auflistung von Ad-Blockern gegeben werden, die eingesetzt werden können. Leider sind zum Zeitpunkt der Zusammenstellung der Liste nicht alle der vorgestellten Apps im deutschen App-Store verfügbar.
- Crystal eignet sich (wie oben demonstriert) besonders für Einsteiger und alle, die einfach nur schnell Werbung etc. blockieren möchten, ohne sich mit den Details beschäftigen zu müssen.
- Blockr eignet sich für alle Anwender, die persönliche Anpassungen/Konfigurationen rund um die zu blockierenden Inhalte (Werbung, Inhalte, Tracking-Skripte) vornehmen möchten aber sich nicht mit dem Erstellen von Regeln beschäftigen wollen.
- 1Blocker eignet sich für technisch versierte Anwender und bietet umfangreiche Möglichkeiten, eigene Regeln und Anpassungen des Inhalt-Blockings zu implementieren.
- Adamant
- Freedom
- Purify
- Silentium
- Adblock Plus (ABP)
- F-Secure ADBLOCKER
Adblock Browser ist streng genommen kein Inhalts-Blocker sondern ein eigenständiger Browser, dafür von den Machern von »AdBlock Plus«, dem wohl prominentesten Ad-Blocker auf Desktop-Rechnern. Eyeo kündigte allerdings an, Adblock Plus zu dem eigenständigen Browser künftig auch als Safari-Erweiterung bereitzustellen. Daher sei diese Option der Vollständigkeit halber ebenfalls erwähnt.
Update 30.09.2015
Vieles war los in den letzten Tagen.
Die Adaption der Inhalts-Blocker war (wie erwartet) groß und die Online-Medien reagierten (ebenfalls wie erwartet) weinerlich auf den von nun an wegfallenden Ad-Traffic und positionierten sich direkt als Moralapostel, dass Menschen, deren Inhalte konsumiert werden, von nun an kein Geld mehr mit ihrem ehrlichen Handwerk verdienen würden.
Marco Arment, der Entwickler von »Peace«, hat seinen Content-Blocker nach zwei Tagen wieder aus dem App-Store entfernt. »Peace« wurde daher aus obigen Liste entfernt.
Nachdem Eyeo – wie im Original-Beitrag erwähnt – bereits vor dem Start von iOS 9 den »Adblock Browser« veröffentlicht hat, folgte kürzlich der entsprechende Adblocker, der – wie alle oben genannten Content-Blocker – als Safari-Erweiterung verfügbar ist. Eyeo bietet darüber hinaus Anbietern von Inhalts-Blockern nun Geld (von den Online-Medien gerne als »Schutzgeld« bezeichnet, das gezahlt wird, um Werbeanzeigen auch bei geblockten Inhalten anzuzeigen), damit diese deren Whitelist (»Acceptable Ads«) verwenden. Diese »Acceptable Ads« lassen sich in der »Adblock Plus«-App deaktivieren.
Unter die Verwendung der Eyeo-Whitelist fällt auch Dean Murphy, der Entwickler der in diesem Beitrag im Detail vorgestellten App »Crystal«. Diese Whitelist-Funktion wird nach Aussage des Entwicklers zwar optional sein, allerdings standardmäßig aktiviert sein.
Das Katz- und Maus-Spiel wird mit Sicherheit auch in Zukunft derart weitergehen und Nutzer werden versuchen, Werbung zu blockieren, während Advertiser versuchen, AdBlocker auszutricksen.