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FiftyThree's »Paper« und »Pencil«-Zeichenstift im Test

Letztes Jahr hat FiftyThree, das Unternehmen hinter der populären Kreativ-iPad-App »Paper«, den Schritt in den Hardware-Bereich gewagt und entwickelte den iPad-Stylus »Pencil«. Während der Zeichenstift viel Lob aus Designer- und Illustratorkreisen für seine Kombination aus Design und Funktionalität erntete, war er bisher leider nur in den USA und Kanada erhältlich. Seit wenigen Tagen ist Pencil allerdings offiziell über Amazon auch in Deutschland, Frankreich und im vereinigten Königreich erhältlich, weswegen wir uns nicht zweimal bitten ließen und sowohl die App als auch den Stylus getestet haben.

Pencil wird in einer minimalistischen, röhrenförmigen Verpackung geliefert, in der sich neben dem eigentlichen Zeichenstift auch ein Ersatzset für Zeichenspitze und Radierer sowie ein kurzes Handbuch befindet. Auf den ersten Blick wirkt der Stift hinsichtlich Qualität und Gesamteindruck äußerst positiv und schmiegt sich nahtlos in die Apple-Design-Philosophie ein. Das Design des Stiftes ist minimalistisch und steht der bemerkenswert gut gestalteten App Paper so in nichts nach.

Die besagte Paper-App tritt in einem minimalistisch-gestalteten Design auf und bietet die Möglichkeit, mehrere Bücher mit beliebig vielen Seiten zu speichern und zu teilen.

Die Zeichenoberfläche beschränkt sich ebenfalls auf essentielle Funktionen und Werkzeuge. Der Großteil der Werkzeuge muss zunächst in Form von In-App-Käufen nachgekauft werden, ist in Summe aber bereits für 5,99 € (»Essentials«) zu haben. Die Bedienung der App ist absolut intuitiv und erfordert keine Einarbeitung.

Pencil muss nach dem ersten Öffnen unter Umständen zunächst geladen werden, indem die Spitze des Stiftes abgezogen wird und der Stift über den so erscheinenden USB-Anschluss aufgeladen wird. Diese flexible Lösung ermöglicht es, den Stift jederzeit an einem Computer oder einem Stromadapter aufzuladen. Der Stift verfügt über eine kleine LED-Anzeige, die Auskunft über den Ladestatus gibt. Leuchtet die LED grün, ist Pencil bereit, loszulegen.

Die Installation ist dabei denkbar einfach: Bluetooth am iPad aktivieren und Paper öffnen — das war's. Pencil benötigt keine dramatischen Kopplungen, wie man es sonst von Bluetooth-Geräten kennt.

Während der Stift sich anfänglich etwas zu schwer und kräftig anfühlte, hat sich dieses Gefühl nach einigen Stunden Zeichnens damit relativiert. Der Stift liegt fest und mit gutem Grip in der Hand, wobei sich die Wallnuss-Version im Vergleich zur hier getesteten Graphit-Version wohl noch besser anfühlen dürfte. Die etwas eckige Form des Stiftes erinnert an Moleskine-Pens und bietet den großen Vorteil, dass der Stift nicht vom Tisch rollt, wenn dieser beiseite gelegt wird. Überraschend ist ebenfalls, wie gut das minimalistische Aussehen die Technik im Inneren verdeckt.

Der Stift bringt eine Zeichenspitze und einen Radierer am Ende des Stiftes mit sich, wodurch man in der Paper-App intuitiv arbeiten kann und nicht zwischen verschiedenen Modi hin- und herwechseln muss. Die Zeichenspitze ist etwas dick und grobförmig, weshalb man erst ein Gefühl dafür entwickeln muss, wie dünne Linien gezeichnet werden — zuvor erscheint es teilweise schwer bis unmöglich, genaue Pinselstriche zu zeichnen. Man erwischt sich zudem schnell selbst dabei, dass man versucht, durch stärkeres Aufdrucken auch dickere Linien zu zeichnen, allerdings ist der Stylus nicht drucksensitiv. Drückt man jedoch zu sanft auf, reagieren weder Zeichenspitze noch Radierer, wodurch Paper die Bewegungen als Finger-Bewegungen wertet und die Zeichnung entsprechend verwischt. Dies lässt sich jedoch in den Einstellungen (»53«-Symbol im oberen Eck rechts in der Übersicht der App«) der Paper-App anpassen, falls notwendig. Hierbei stehen drei Optionen zur Verfügung: Mischen, Zeichnen und Nichts. Zudem lassen sich in diesem Menü auch einige Daten des Pencils einsehen.

Allgemein ist das Zeichnen mit Paper und Pencil im Großen und Ganzen äußerst angenehm und genau. Die ersten Gehversuche mit Paper und Pencil fallen zwar zugegebenermaßen etwas grob und äußerst bescheiden (siehe Skizze unten) aus, sobald man allerdings ein Gefühl für den Stift entwickelt hat, klappt es dann doch sehr gut.

Die Paper-App ist eine der besten Zeichen-/Notizen-Apps auf dem Markt. In ihr lassen sich Farben nach Belieben mischen, mit unterschiedlichen Stiftarten arbeiten und die fertigen Werke zudem im Internet teilen. Zwischen dem Zeichnen mit dem Stift und dem Rendering in der App liegt eine kurze Verzögerung, die allerdings gefühlt wesentlich kürzer ist, als bei anderen Zeichen-Apps. Ein hevorragendes Feature ist zudem das Ignorieren von Touches (etwa in Form des eigenen Handballens auf dem iPad) während Pencil verwendet wird — so lassen sich ungewollte Nebeneffekte während des Zeichnens ausschließen.

Der schlanke Bluetooth-Stylus kann für etwa einen Monat verwendet werden, bevor sein Akku wieder aufgeladen werden muss, und arbeitet auch mit anderen Apps wie bspw. Autodesk's SketchBook Pro hervorragend — allerdings hier ohne die bequeme Radierer-Funktion von Paper, die man schnell vermisst.

Aufgrund der technischen Limitierungen muss man sich jedoch immer bewusst sein, dass Paper und Pencil nie an professionelle Lösungen wie bspw. Wacom's Cintiq-Grafiktablett herankommen kann. Paper und Pencil verstehen sich daher eher als Skizzierwerkzeuge, und diesen Job machen sowohl App als auch Stylus sehr gut. Im offiziellen Tumblr-Blog »Made with Paper« findet man eine breite Galerie von Werken, die mit Paper (und evtl. Pencil) entstanden sind.

Der Zeichenstift kann über Amazon im graphit-schwarzen Aluminum-Body für 59,90 € und in der Walnuss-Version für 74,90 € erworben werden. Ersatzspitzen und -radierer gibt's für 13,50 € ebenfalls auf Amazon.

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